Black sun review



Review from bleeding.de

Darf man das böse Wort Stagnation in den Mund nehmen oder ist das halt so, wenn eine Band ihrem Stil treu bleibt? Jaja, uns kann man es nicht recht machen. Entwickelt man sich weiter, wird man verdammt und ausgestossen (Metallica?). Bleibt man seinem Stil treu, werden einem Stagnation und Ideen-Armut vorgeworfen. Was kann man dagegen tun? Sich nicht drum kümmern und einfach trotzdem seinem Stil treu bleiben (aber auf keinen Fall derart auswimpen wie die o.g.)! So legt das German Metal Commando mit den ölverschmierten Möwen auf dem Cover (sorry fürs Plagiieren, Till ;-) ) mit "Black Sun" sein wahrscheinlich stärkstes Album vor, ohne dass sich unter der Haube viel geändert hätte zum Vorgänger. Die bekannten Trademarks sind geblieben, wurden vielleicht teilweise noch weiter auf die Spitze getrieben (Ralphs über ein paar weiteren Stimmen schwebender Gesang am oberen Rand der wahrnehmbaren Frequenzen) und verfeinert. Die durch Ex-Donnerkopf Henny Wolter verstärkte Axe-Front holzt ebenso tight wie die übrigen Instrumentalisten und hat mit dem aussergewöhnlich harten "Fear" einen großen Auftritt auf der Scheibe. Dass die Truppe super eingespielt ist und zusammen eine Menge Spaß an der Musik hat, konnte man ja bereits im letzten Jahr bei zahlreichen Live-Auftritten sehen. So präsentiert man sich auch auf dem neuen Longplayer wieder wie aus einem Doublebass-getriebenen Guss. Stilistisch und kompositorisch hat sich auf den ersten Blick nichts geändert; schnell, treibend gerifft, melodisch verzückt, aber immer geradeaus geht es von vorne bis hinten zur Sache. Und in der Tat hat es bei mir lange, lange gedauert, bis ich der Scheibe was abgewinnen konnte bzw. bis ich sagen konnte "ja, es hat sich was getan, das Album hat seine Daseinsberechtigung auch nach dem starken Vorgänger 'Nuclear Fire'!". Rasante, mehrstimmige Gitarrensoli gibt es zuhauf und überhaupt ist der instrumentale Anteil auf "Black Sun" recht hoch. Wenn dann aber die vielstimmigen Refrains auf den Hörer einprasseln, sticht vor allem "Mind Machine" mit Ohrwurmambitionen heraus, die meisten anderen Titel brauchen etwas länger, um sich festzusetzen. Dann kann es aber auch wieder passieren, dass man ein Lick im Ohr hat, und es auf einmal ganz unbewusst vor sich hinsummt oder -pfeift. Mit "Silence" hat sich sogar ein etwas ruhigerer Song eingeschlichen. Überraschend langsam und zahm bietet dieser zehnte Song eine Verschnaufpause vor dem Endspurt in Form von "We Go Down", "Cold Day In Hell" und "Controlled". Insgesamt kann man als Metaller mit diesem Album nicht viel falsch machen, ausser man kann mit Power Metal an sich schon wenig anfangen. Nur muss man der Scheibe ein paar Durchgänge widmen, um richtig warm zu werden - so war es zumindest bei mir - aber das sind dann meistens auf lange Sicht ja sowieso die besten!